Label: Metal Blade Records
Spielzeit: 48:08 Min.
Genre: Prog
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Hörprobe: Youtube
VÖ-Datum: 17. April 2015
Native Construct – hinter diesem bereits wenig einladenden Bandnamen verbergen sich Musiker, deren Pfade sich am Berklee College of Music in Boston gekreuzt haben. Man musizierte zunächst aus reinem Spaß miteinander, dies schlug allerdings nach einiger Zeit in das Verlangen um, gemeinsam professionell zu agieren. Was hat die Musikwelt, was haben wir alle dadurch erlangt? Nun, vordergründig ein Konzeptalbum. Erzählt wird die Geschichte eines stummen und psychisch instabilen jungen Mannes, dessen Liebe zu einem Mädchen unerwidert bleibt und mit dem inneren Rückzug in eine Fantasiewelt endet – bevölkert von Menschen, welche seine Disposition teilen – eine stille, eine stumme Welt also. Eine Welt allerdings, in welcher nicht alle Bewohner in diesem Zustand verharren möchten, und davon handelt dann auch der überwiegende Teil der Texte.
Soweit zum lyrischen Überbau – doch wie wird dieser musikalisch dargeboten? Hier offenbart sich dem Hörer ein Potpourri aus verfrickeltem Metal, 70er-Jahre Progressive Rock, Artrock, teilweise sogar Death Metal, das Ganze wird phasenweise theatralisch aufgebläht serviert (bezüglich letzterem ist das gleichnamige Incura-Debüt aus dem vergangenen Jahr eine gute Einordnungshilfe). Leider deutlich zu viel des Guten. Bei aller Spielfertigkeit mangelt klar an mit Herz und Seele zusammengesetzten Songs – eine Fertigkeit, welche große progressive Bands einfach auszeichnet; ja, auszeichnen muss. Für mich ist „Quiet World“ wüst zusammengetackertes Stückwerk – uneinprägsam, unempfehlbar, viel zu verkopft.
In dieser ganz und gar nicht stillen Welt sind musikalisch betrachtet zu viele – nein, nicht Disteln, denn die sind trotz aller Stacheln immerhin schön anzuschauen! – Scherben versteckt, welche das Hörempfinden beim Rezipieren schneiden. Native Construct wären sehr viel besser, wenn sie sich auf die harmonischen und weniger frickeligen Teile ihrer Musik beschränken würden – tatsächlich sind diese nämlich wirklich hervorragend. Doch was nützen selbst die schmackhaftesten Zutaten, wenn sie mit schlecht verdaulichen Speisen zu einem Gesamtmenü vermengt werden, welches am Ende des Tages nur unnötig schwer im Magen (hier: in den Ohren!) liegt und somit nicht ruhigen Gewissens weiterempfohlen werden kann? Einen einzigen „richtigen“ Song mache ich aus – „Your Familiar Face“, in dieser Richtung sollte die Band weiterarbeiten.
Frickelfreunde werden deutlich mehr Spaß an diesem Album haben als ich armer Tropf, der zwar immer wieder etliches Schöne in den Songs ausmacht – aber leider Gottes auch weit über Gebühr den Hörspaß verleidende Elemente. Selbst dann, wenn dies hier „Album des Monats“ im kommenden Eclipsed werden sollte, vermag ich keine Kaufempfehlung auszusprechen – wer sich jedoch von derlei durchwirbeltem Progressive Metal immer wieder gerne gefangen nehmen lässt, der greife unbedingt zu oder höre zumindest probehalber hinein.
Daniel Lofgren
Tracklist:
01. Mute
02. The Spark of the Archon
03. Passage
04. Your Familiar Face
05. Come Hell or High Water
06. Chromatic Lights
07. Chromatic Aberration