Label: Svart Records
Spielzeit: 41:14 Min.
Genre: Retro Rock
Info: Facebook
Album kaufen: Shop
Hörprobe: Soundcloud
VÖ-Datum: bereits erschienen
Die Retro Rock-Überraschung des bisherigen Jahres kommt von den aus fünf Mitgliedern von Jess And The Ancient Ones bestehenden The Exploding Eyes Orchestra.
Retro Rock, man mag den Begriff teilweise nicht mehr hören. Zu beliebig, zu austauschbar, zu gesichtslos klingen viele seiner Protagonisten. Doch „I“ bietet, was zu häufig versagt bleibt: Feuer, Herz und Seele. Dieses Album lodert mehr als nur verheißungsvoll, es bietet perfekte Sommermusik.
Jefferson Airplane geben sich hier unter der bratenden Sonne ein Stelldichein mit den Doors und Deep Purple, bei welchem auch die Fleetwood Mac der Danny Kirwan-Phase immer mal wieder vorbeischauen. Und dabei wird eine Musik erschaffen, die sowohl lodernd und Flammen schlagend als auch anheimelnd und gleich einem Kokon, in welchen man sich zum Wohlfühlen und Träumen zurückziehen kann, ertönt.
Vom energetischen, feurigen Beginn mit „The Smoke“ bis zum kontemplativen, ruhigen Abschluss mit „„Farewell To All-In-One“ (in welchem sogar ein ganz klein wenig Angelo Badalamenti-Twin Peaks-Soundtrack-Feeling durchklingt) wird hier ein emotionales Feuerwerk vom Stapel gelassen, welches in diesem Genre in diesem Jahr seinesgleichen sucht. Und in den vorangegangenen de facto auch.
Was für Songs! Großartige Melodien ergießen sich hier geheimnisvoll lockend über die gesamte Albumlänge hinweg und belohnen Ohr und Herz gleichermaßen.
Und auch das analytische Hörverständnis freut sich – „Black Hound“ sei hierfür exemplarisch herausgegriffen: das Lied bietet natürlich in seinem Titel sofort Assoziationen zu „Black Dog“ von Led Zeppelin (wonach es allerdings nicht klingt!), beginnt dann interessanterweise so ähnlich wie „Missionary Man“ von den Eurythmics, bevor eine männliche Stimme mit dem Vortrag einer kleinen Gruselstory beginnt – man mag dabei an alte Hammer-Filme oder den Beginn von „The Number Of The Beast“ gleichermaßen denken, auf jeden Fall ist dies sehr stimmungsvoll umgesetzt und mündet in den eigentlichen Song. Dieser zündet langsamer als der überwiegende Rest des Albums, doch die Wartezeit lohnt sich (und abgesehen von den ersten Sekunden klingt hier auch nichts nach den Eurythmics).
Aller im Review angesprochenen Assoziationen zum Trotz: The Exploding Eyes Orchestra klingen nie wie eine Kopie, gleichwohl sie das Rad nicht neu erfinden. Aber sie atmen unverkennbar den echten Spirit und transformieren den Geist der späten Sechziger und ganz frühen Siebziger überzeugender in die Gegenwart als die Mitstreiter der letzten paar Jahre; nichts gegen die zweifellos guten Blues Pills etwa – doch The Exploding Eyes Orchestra sind in jeder Hinsicht sehr viel besser, spannender, beseelter, kraftvoller und tiefgründiger.
Ein ganz klares Fazit: „I“ ist eindeutiges Jahresendlistenmaterial.
Daniel Lofgren
Tracklist:
1. The Smoke
2. Crazy Heart
3. My Father The Wolf
4. Drawing Down The West
5. Two-Zero 13
6. Black Hound
7. Farewell to All-In-One